Was haben Schnee und Sand gemeinsam?

 

Schon in der Morgendämmerung war mir klar:
Heute gibts Frühstück erst, wenn ich vom Wald zurück bin.

Irgendwann in der Nacht hat es zu schneien begonnen und es ist wesentlich kälter als gestern. Ich suche mein Stirnband, denn mit Haube bin ich nicht gern unterwegs, fühlt sich an, als hätte ich Kopfhörer auf und ich möchte selbst entscheiden, wenn ich im Außen etwas höre oder in mir drin.

Es ist unauffindbar. Beim letzten Blick auf den Kleiderständer seh ich mein Tuch, das mich schon mehr als 10 Jahre begleitet. Es ist für mich besonders, denn ich habe es von einer Frau als "Give away" geschenkt bekommen, als ich das erste Mal von meiner Freundin Buffy, sie war Siletz Indian, zu einer Schwitzhütte drüben in den Staaten eingeladen worden war.
Na dann muss das Tuch mit und so wusste ich, es wird ein besonderer Spaziergang nicht nur im Außen.

 

Ich parke mein Auto beim Eingang zum Wald und marschiere los. Ich bin noch zu laut unterwegs, so fliegt laut schimpfend ein Fasan auf und streicht an mir vorbei.

Durch den frisch gefallenen Schnee sind heute Spuren besonders gut sichtbar. Auch die meinen.

Rehe, Fasane, Menschenspuren mit ihren Begleitern den Hunden. Sogar eine einzelne Wildschweinfährte kreuzt meinen Weg. Ich hab so noch nie im Wald hier wahrgenommen.

Dann hör ich einen Vogel zwitschern und würde so gern wissen, wie er heißt, denn der Ruf war mir nicht bekannt. Ich beschließe mich hier ein wenig aufzuhalten. Wenn ich in Ruhe bin, werden vielleicht auch andere Vögel, die mich schon aus der Entfernung wahr genommen haben und jetzt abwarten und keinen Laut von sich geben, wieder ihr Gezwitscher aufnehmen. Ich lehne mich an eine kleine zweistämmige Birke und höre einfach hin.

Ich schließe die Augen und spüre die Schneeflocken, wie sie auf meiner Haut ganz sanft aufkommen und rasch schmelzen. Der Vergleich mit dem Sand tut sich auf. Unzählige Sandkörner, unzählige Schneeflocken. Im Schnee sind die Spuren genauso gut sichtbar .
Der Wind verwischt die Spuren im Sand, trägt ihn fort. Die Spuren im Schnee vergehen durch die Wärme, dem Element Feuer.
Spannende Einsicht....

 

Dazwischen öffne ich immer wieder die Augen, um sie gleich darauf wieder zu schließen. Und es passiert , wie ich es mir gewünscht habe. In der Senke vor mir im Gehölz höre ich ein Reh husten, ein Fasan steigt in einiger Entfernung auf. Es muss ihn etwas an seinem Ruheplatz gestört haben. Dann knackt es direkt neben mir. Ich öffne die Augen und seh gerade noch wie der Ast einer Fichte senkrecht wie ein Pfeil runtersaust und im Boden stecken bleibt.

 

Ich stehe schon eine Weile und spüre die Kälte durch meine Hose durch. Weitergehen?
Da hält mich etwas auf. Pocht da nicht etwas? Aber es klingt nicht wie ein Specht auf Futtersuche, das würde sich viel heller anhören. Es ist ein dumpfes Geräusch und ich versuche herauszufinden auf welchem Baum der Vogel sitzt. Ich lege die Handflächen auf die Baumstämme um eventuell die Schwingung zu spüren. Und wirklich - ich kann es fühlen. Vor lauter Aufregung lege ich dann mein Ohr an den Stamm und höre jetzt dieses sehr rhythmische, stetige Pochen. Ich geh ein paar Schritte auf Distanz um den Vogel zu entdecken. Er zeigt sich
mir aber nur ein paar kurze Sekunden . In denen kann ich aber die typsche Bewegung des Spechts erkennen und ich vermute, dass er sich gerade seine Nisthöhle baut.
Ich verweile ein wenig und höre und fühle mit all meinen Sinnen.

 

http://rainprincess.jimdo.com/in-der-natur/scharzspecht-buntspecht/

 

Schon auf dem Rückweg eine Futterstelle. Das Futter  unter dem Fasanenunterstand leer gefressen. Nur mehr die Spelzen des Hafers sind übrig. Niederjagd ist vorbei, daher ist Anfüttern nicht mehr notwendig. Gleich daneben die Futterkrippe und nicht wie ich vermutet hätte mit Heu gefüllt, sondern mit Trockenfutter. Ich erinnere mich an einige Gespräche mit Jägern, die sagten es gäbe viel zu viel Rehwild im Verhältnis zur vorhandenen Äsungsfläche. Warum werden sie dann gefüttert? Der Natur ihren Lauf lassen würde im Laufe der Zeit die Population viel rascher reduzieren und es wären nicht soviele Zwangsabschüsse notwendig. Kranke und schwache Stücke wären Beute für die anderen Fleischfresser.


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Als ich die Runde wieder schließe noch ein paar Einsichten an Bäumen.


Bei der Tür angekommen, seh ich einen Stein aus dem Schnee blitzen. Ich weiß jetzt, dass die Reise für heute zu Ende ist. 


Kommentare: 1
  • #1

    Wolfgang Wallner-F. (Dienstag, 10 März 2015 12:32)

    DIE MUSIK IN UNS - IN MIR hat mir sehr gefallen. Das heißt nicht, dass mir sonst nichts gefiel, im ersten Augenschein sogar sehr viel. Liebe Grüße Wolfgang