Wie ein Film entsteht

25.7.2012

 

Heute Morgen nieselte es, der Himmel war bedeckt und ich habe beschlossen eine Rundreise zu machen. Schlechtes Wetter gibt es ja nicht, nur ungeeignete Kleidung hör ich immer wieder.
Mein Weg führte mich ins Mühlviertel, weil ich einmal im Jahr meinen Jahresvorrat an Reis im benachbarten Tschechien hole.
In Sierning war es nach einem kurzen morgendlichen Sprühregen schon wieder trocken, aber ich fuhr dem Regen wieder entgegen.
Nach dem kleinen Einkauf und wieder auf österreichischem Boden, bog ich gleich nach der Grenze einfach rechts ab, denn Wald gibt es da oben genug.
Ich parkte mein Auto auf einem Weg im Nirgendwo , wechselte meine Kleidung zu "outdoortauglich bei Regen" und los gings. Kamera in der Regenjacke und in einer Hand einen Sack voll Federn, die ich der Natur wieder zurückgeben wollte.

Kalt war es nicht, der böhmische Wind hatte heute Pause, aber regnerisch war es und der Himmel im Einheitsgrau. Bald fand ich eine geeignete Stelle und die Federn gingen den Weg in die Freiheit. Dann marschierte ich einfach mitten durch den Wald. Es schaute aus, als gäbe es nur drei Farben.
Braun, grün und grau. Das Mühlviertel ist ja der Landesteil in dem die Wackelsteine - die Wollsackverwitterungen zuhause sind und als Gestein der Granit. Es dauerte nicht lange, dann war meine Hose nass bis zu den Knien, aber irgendwie störte mich das heute nicht. Die Natur war für sich. Auf meinem Weg traf ich niemanden, auch hörte ich nichts von der Zivilisation außer meinen Atem und das Knacken von Zweigen , wenn ich draufstieg.
Durch den Regen bekam alles eine intensivere Farbe, die Krautschicht wirkte wie lackiert , das Moos auf den Felsen war gesättigt mit Wasser, von den Nadeln der Fichten tropfte es herunter. Manches Mal schlug mir ein Ast entgegen und auch meine Haare waren bald nass.

Ich streife gern "ohne Weg" durch den Wald, denn dabei treffe ich immer auf Überraschungen. Kurz nachdem ich die Federn zurückgegeben hatte, war eine Habichtfeder auf meinem Weg. Ich freute mich riesig darüber, denn es fühlte sich an, als bekäme ich wieder etwas zurück. Am Verhalten eines Vogels, der direkt vor mir in Augenhöhe von Ast zu Ast flatterte merkte ich, dass ich kein Eindringling war, denn er zeigte kein Fluchtverhalten.

Mein Weg führte bergauf und immer wieder waren Felsformationen mitten im Wald. Nach ungefähr einer Stunde wurde der Wald heller und eine größere Ansammlung von Gesteinsbrocken lag vor mir mit mehreren kleinen Möglichkeiten eines Unterstands. Durch die Linse meiner Kamera schaute für mich das Profil dieses Felsvorsprungs wie die Nase eines Bären aus und gleich dahinter war eine kleine Höhle, von 2 Seiten durch Fels begrenzt. Ich machte es mir unter dem Überhang gemütlich. Eine Steinplatte war wie eine Lehne und der Boden war weich , weil mit Laub und Nadeln bedeckt. Den Rucksack weggestellt und diesen besonderen Platz genossen. Draußen war weit weg......das leise Rauschen des Regens war wie durch Watte zu hören. Zur Ruhe kommen, nicht unterwegs sein. Ich fühlte mich sicher an diesem Platz und schaute den Regentropfen zu, wie sie vor mir vom Felsen herunter tropften, Nebelschwaden zogen vorbei, eine Spinne hatte direkt vor der Höhle ihr Netz gewebt, auf der Felsnase stand eine kleine Himbeerstaude mit einer einzigen Himbeere, die mich rot anlachte. "Himbäre", dachte ich mir noch und schon war ich im Reich des Bären und begann zu träumen : ein tiefes Brummen, große Augen, die mir in die Seele schauten. Arme, die sich mir wohlwollend entgegenstreckten, kein Anzeichen von Aggression. Ein Lied war plötzlich da, das ich einmal gehört hatte: Grandfather Bear...und ich summte es vor mich hin....


Der Regen ließ ein wenig nach und ich verließ diesen besonderen Ort.
Auf dem Rückweg ein unbedachter Schritt und ich rutschte aus. Dadurch schreckte ich einen Rehbock auf, der rasch zwischen den Bäumen aus meinem Gesichtsfeld verschwand.

Ich freute mich, dass ich dem Schweinehund und seinem Wetterbericht nicht zugehört hatte, denn sonst hätte ich all diese Momente nicht erlebt, die ich mit einem spannenden Film nicht tauschen möchte. Jeder Moment war die Sequenz eines Films. Die Natur war der Hauptdarsteller und ich schrieb unbewusst das Drehbuch und war der Regisseur. Ich tauchte einfach ein in eine mystische Landschaft mit ihren Geschichten

Kommentare: 1
  • #1

    Wolfgang Wallner-F. (Dienstag, 10 März 2015 12:32)

    DIE MUSIK IN UNS - IN MIR hat mir sehr gefallen. Das heißt nicht, dass mir sonst nichts gefiel, im ersten Augenschein sogar sehr viel. Liebe Grüße Wolfgang